Ab morgen Montag sind all jene pro Tag gewiss Tausende, die mangels brauchbarer Alternativen im öffentlichen Verkehr in die individuelle motorisierte Fortbewegungsart gezwungen sind und aus dem Süden oder Osten des Bundeslands täglich in die Landeshauptstadt Linz (Oberösterreich) müssen, zwölf Wochen hart auf die Probe gestellt. Der Mona-Lisa-Tunnel, einröhriges Schlupfloch in die Stadt, wird wegen dringend erforderlicher Sanierungen bis zum Schuljahrbeginn im Herbst 2023 gesperrt.
Dass die Erneuerung weitgehend aller technischer Anlagen des sehr wichtigen Tunnels überfällig ist, bewies sich spätestens vor zwei Jahren, nachdem eine Gewittersuperzelle den Tunnel komplett unter Wasser gesetzt hatte, und die angeblich vorzusehende und auch existente automatische Abpumpung nicht funktionierte. Die Feuerwehr musste anrücken, sie leistete rasch ganze Arbeit.
Dass die notwendige Sperre nun schon Mitte Juni einsetzt, beweist neuerlich, dass Schülerinnen und Schüler sowie Studierende keine Lobby haben, just in diesen Tagen ihrer jeweils letzten Prüfungen im Schuljahr oder Semester. Zum Lampenfieber vor der Prüfung kommt nun noch die Ungewissheit, einen Prüfungstermin auch tatsächlich pünktlich erreichen zu können; selbst bei Umstieg auf die bestehenden Linien des öffentlichen Verkehrs. Höherer Takt auf der S-Bahn? Ein solcher geht aus dem Fahrplan nicht hervor. Bei der Straßenbahn? Hier ist er vom zuständigen Politiker zugesagt, zeigt sich aber im Fahrplan online bei einer Abfrage zu Monatsbeginn (noch?) nicht. Mit der Straßenbahn geht es zudem zuerst nach Westen und erst von dort weiter in die Stadt. Die bestehenden Buslinien – auch diese fahren Richtung Westen und erst in einer großen Schleife finden sie zurück ins Stadtzentrum – werden in einer extra etwas aufgerüsteten Begleitstraße mit Höchstgeschwindigkeit von 20km/h am Tunnel vorbeigeführt, ebenso Linien des Verkehrsverbunds. Mit dem Fahrrad? Abgesehen von der unattraktiven Umgebung (Industriegebiet) mit dementsprechender Luft ist natürlich auch fraglich, wer es sich erlauben kann, verschwitzt im Job, in der Schule, im Studium (zur Prüfung?) anzukommen und so durch den Tag zu gehen.
Wer die zu dieser Baustelle, die sich wohl österreichweit zu einer der größten des Sommers 2023 zählen darf, veröffentlichten FAQs auf der Website der Stadt Linz liest, wird den Eindruck nicht los, dass hier sehr viele Fragen kategorisch verneint werden. Die Liste spiegelt freilich wider, was und wie Leute denken, vielleicht auch aus Zeiten der zu gönnerischen öffentlichen Hand in der Pandemie verführt, etwa den erhöhten Spritverbrauch aus dem Stau auf der Autobahn bzw. dem Autobahnzubringer oder durch den Ortsteil Ebelsberg und dann weiter auf der Wienerstraße abgegolten zu bekommen. Schräges Ansinnen. Antwort natürlich, nein.
Andererseits hätten ein paar nette Anreize den nun hart geprüften Pendlerinnen und Pendlern aus dem Linzer Umland die Belastung etwas „versüßt“. Man darf ja nicht vergessen, dass der Wohlstand der Stadt Linz schon sehr darauf gebaut ist, dass die einpendelnde erwerbstätige Bevölkerung das Rad von produzierender Wirtschaft und Dienstleistung in Schwung hält. Zumindest ein dahingehendes Signälchen wäre freundlich gewesen. Besonders spannend wird es ja erst dann, wenn auf einer der Ausweichrouten, durch welchen Umstand auch immer, Individual-, darunter auch immens viel Schwerverkehr zu erliegen kommt. Denn schon bisher brachte ein solch außergewöhnliches Ereignis, also ein Unfall, den Verkehr der gesamten Stadt zum Erliegen.
Auf diese allseitige Tunnelprobe lässt sich die Landeshauptstadt von Oberösterreich nun ab morgen ein. Ich selbst bin an fünf der zwölf Wochen von der Tunnelsperre betroffen, drei nun noch jetzt bis Schulschluss plus eine Woche administrative Arbeit danach sowie die letzte Ferienwoche im Vorlauf auf den nächsten Schuljahrbeginn.
Foto: Stau und Ankündigung zeigen auf, wie schwierig die kommenden zwölf Wochen werden, mit Dank an die Beifahrerin für den fixierten sinnbildlichen Moment
Kategorien:Mobilität

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