Sport

Das mit dem „was“

Nur richtig erfolgreiche Sportler bringen es nach der aktiven Laufbahn zu einer Karriere als Co-Kommentator, so nannte man es früher. Heute gilt „Experte“ als vornehmere Zuordnung zu jenem Kollegen vom Fernsehen, dessen Brotberuf das Kommentieren von Sportveranstaltungen ist. Gerade im österreichischen Fernsehen wird ja sehr gerne und sehr viel zu dem gesprochen, was man sieht und auch für sich selbst deuten kann. Ist man dessen einmal überdrüssig geworden, wechselt man zu Übertragungen auf deutschen Sendefrequenzen. Da herrscht im Vergleich dann Grabesruhe.

Es gibt in der Welt der österreichischen Sportübertragungen eine reiche Zahl von Expertinnen und Experten. Allen gebührt die Anerkennung dafür, was sie uns in vergangenen Jahren an Freude bereitet haben. Nicht allen ist eine sprachliche Versiertheit eigen, die die Aufgabe braucht, Alexandra Meißnitzer und Thomas Sykora will ich hier vorrangig nennen.

Zwei haben als Sportler meine ganze Hochachtung: Ohne Herbert Prohaska und seinen „Spitz von Izmir“ im Oktober 1977 beim 1:0 des österreichischen Fußballteams auswärts gegen die Türkei hätte es keine Qualifikation zur Weltmeisterschaft in Argentinien 1978 und ergo kein „Cordoba“ geben können. Ohne Dominik Landertinger hätte es Österreich im Biathlon nicht zu einem zweiten Weltmeister gebracht, zwölf Jahre hielt er sich als letzter seltener dieser Art auf diesem Thron. Nunmehr vor zwei Wochen auf der Pokljuka in Slowenien löste Lisa Hauser ihn mit dem historischen Eintrag einer ersten österreichischen Biathlon-Weltmeisterin ab.

Beide Herren haben es in ihrer Leistungssportler-Pension nicht so leicht mit den Gepflogenheiten der deutschen Sprache. Während der Kampf Prohaska gegen Dativ konsequent von letzterem gewonnen wird, drängt sich in die Ausführungen von Landertinger ein lästiges „was“ zu viel in Sätze, die der Kopf wohl im Dialekt formuliert und dann für eine Verständlichkeit von doch ganz Österreich in Richtung Umgangssprache transferiert.

Die schöne Eigenart der deutschen Sprache liegt ja darin, dass man einem Nomen durch einen Relativsatz eine nähere qualitative Ausstattung geben kann. Und welcher Co-Kommentator will das nicht über ehemalige Teamkollegen und auch Konkurrenten sprachlich ausführen? Denn die langjährige Nähe mit den Mitstreitern des eigenen Nationalverbands und erst recht in der „Biathlonfamilie“ bringt viel Wissen mit sich. Dann fallen Namen, männliche und weibliche, der Atemschnapper steht für den Beistrich, es folgt dann entweder „die“ oder „der“ und danach – „was“ – bevor der Nebensatz formuliert, was er an Informationen zu geben hat.

Der Einschub „was“ ist dem Deutschlehrer in mir ein jedes Mal der Stich ins Ohr, Redundanz pur, grammatikalisch falsch und klanglich einsilbig sinnloser Umweg zur Aussage. Wird Dominik Landertinger je den Kampf gegen das mit dem „was“ gewinnen können?

Foto: Pexels/Free Photo Library

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