Neben der Formel 1 wird zur Zeit national und international der Profi-Fußball durchgezogen, als wäre nichts auf dieser Welt anders geworden. Arrogant und ignorant, Corona-Fälle hin oder her. Mannschaftsquarantäne nennt man das dann, wenn ganze Belegschaften von Vereinen nach einem oder mehreren Infektionsfällen in „Quarantäne“ genommen werden. Alle bewegen sich dann dennoch ganz regulär in ihrer „Bubble“, wie eh und je, zwischen Wohnort (und also auch den jeweiligen Familien, wohl auch deren Freunde), Training und Wettkampf.
Jetzt aber bietet das norwegische Gesundheitssystem dem Fußball die Stirn. Das A-Team der Norweger wurde nach einem Infektionsfall unter Quarantäne gestellt. Das hinderte es daran, nach Bukarest zu reisen, um am vergangenen Sonntag gegen Rumänien anzutreten. Rumänien gewann darum auf dem Papier mit 3:0. Der norwegische Verband bemühte sich um eine Ausnahmegenehmigung für das Spiel am Mittwoch in Wien. Und bekam diese nicht. Nun versammelt sich ein komplett neues (zusammengewürfeltes) Team, die Spieler treffen sich in einem Flughafenhotel und werden getestet. Sind sie negativ, dürfen sie nach Wien reisen, um gegen Österreich zu kicken. Die Not-Elf wird vom U21-Teamchef gecoacht, denn der Nationaltrainer sitzt ebenso in Quarantäne.
Sportlich fair geht anders. Die UEFA ist resistent gegen die Pandemie und gegen notwendige Anpassungen im Reglement. Würde Norwegen wiederum nicht antreten, wird Österreich einfach so durch Strafverifizierung Gruppensieger in der Nations-League. Die Norweger hätten jegliches Nachsehen.
So rollt das Leder und 22 Paar Beine treten nach diesem. Ich weiß schon, die Spielkalender sind dicht gefüllt, europäische Bewerbe funktionieren nur abgestimmt mit den jeweiligen nationalen Ligen. So zieht die UEFA alles durch und sendet dabei ganz schlechte Signale für den Sport selbst. Es muss gespielt werden. Es geht (nur mehr) um sehr viel Geld. Das denkt sich gewiss auch jede und jeder, die oder der gerade ein Unternehmen durchzubringen versucht. Der Profi-Fußball signalisiert uns allen, die wir uns dem Lockdown in seinen strikten Einschränkungen fügen müssen, dass es sich doch einige wenige richten. Im Profi-Fußball erreicht dies für mich die Grenze des Unerträglichen.
Für den zugesperrten Amateur-, für den verbotenen Breitensport, der Sportstätten benötigt, und auch im Sinne der Vorbildwirkung für Kinder und Jugendliche, nicht zuletzt dem Gebot einer wirklich breiten Solidarität folgend wäre nicht zu viel verlangt, wenn auch die europäischen Ligen eine Auszeit nehmen, zumindest im Sinn einer vorverlegten, eventuell sogar verlängerten Winterpause. Von täglich auftauchenden Infektionsfällen bei den Vereinen, getestet wird hier sehr viel und für Außenstehende auch mit verblüffend schwankenden Resultaten, will ohnedies niemand mehr etwas hören.
Foto: Pexels/Free Photo Library
Kategorien:Sport
1 reply »