Als Erscheinungstermin strich ich mir Montag, 7. Februar 2022, in Gedanken im virtuell geführten Terminkalender an und eilte nach vollbrachtem Tagewerk in einen Buchhandel meines Vertrauens. Aufgeregt vor Glück vor der Lektüre wie schon lange nicht mehr, ging ich mit dem orangefarbenen Band zum Thema „Spiel“, einem weiteren Teil der mit „übermorgen“ betitelten Essaybandreihe des Wiener Verlags Kremayr & Scheriau, nach Hause.
Meine Glückserwartung erfüllte sich prompt, denn ich ließ mich ein auf den „Spielverlauf“ der Texte von Norbert Trawöger, dem Künstlerischen Direktor des Bruckner Orchesters Linz, dem klassisch ausgebildeten Flötisten, dem Programmierer von Kunst- und Kulturreflexionen und immer wieder auch dem Sprachspieler in verschiedenen Medien, einem Bruder in der Suche, wie Texte uns lebendig machen, weil die Gedanken aus den Buchstaben in die Augen der Lesenden springen, dort dann verarbeitet das Denken anregen, das Herz höher schlagen lassen, die Landschaft der Seele weit machen.
Norbert ist ein Kenner des Spiel(en)s. Norbert spielt vielfältig. Mit der Flöte, als Vater mit den beiden Töchtern und ihren Weltsichten. Mit Gedanken, mit Genialität, mit der Ordnung der Dinge und der steten Verlockung, diese zu stürzen. Dabei vermittelt er uns, dass das Leben Leichtigkeit bereithält, die wir uns selbst nehmen, wenn wir nicht spielen. Es geht also um eine Lebenshaltung. Das inspiriert.
Aus seinen Nomadenjahren des Publizierens fanden einige Texte, die ich an unterschiedlichen Stellen schon von ihm lesen durfte, in den Essayband, der fein in Kapitel (auch kurze) strukturiert, ein „Spiel“-Buch wurde. Das Thema wird zum Mittel. Und umgekehrt. Wie beim Spiel im Improvisationstheater, klassisch der Commedia dell´arte, benutzt Norbert Trawöger seine lazzi (Singular lazzo = ein fix bestimmter szenischer Ablauf). Hier also dergestalt, dass er einem wohl um einiges größeren Rezipientenkreis zugänglich macht, was er als langjähriger Kolumnist in der Zeitschrift der oberösterreichischen Landesbühne, in einem offenen Brief an all seine Schülerinnen und Schüler beim Abschied aus der Musikschullehrtätigkeit geschrieben hat, oder auch im Blog, gleich hier auf WordPress irgendwo um eine Ecke. Uns eint, dass wir beide mit den Inhalten, die wir hier bieten, sicher nicht das influencern so wichtige Millionenpublikum erreichen. Wir spielen hier nur.
Das feine Essaybändchen in Orange mit dem Schaukelmotiv auf dem Cover verführt zur Wiederholungs-Lese-Tat. Mal dieses, mal ein anderes Kapitel taugt, neuerlich gelesen, als Aphrodisiakum zum Thema „Spiel“. Spielsucht, einmal anders.
Kategorien:Literatur
Lieber Peter, ich freue mich unbändig über Deine besonderen Zeilen, Dein Einlassen und Dein Audrücken darüber. Danke, schreibe ich ganz demütig! Lass uns im Spiel bleiben! Herzlichst, Norbert
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Ach, lieber Peter, ich bin gerade zu überwältigt von Deinen Worten, um mehr als ein berührtes Danke rauszubringen. Und ich genieß diese meine Sprachlosigkeit in vollen Zügen, nochmals dankbar!
Herzlichst,
Norbert
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