Medien

Schwarzer Freitag

Den Entschluss, zum Thema „Black Friday“ zu posten, fasste ich nach seiner penetranten Präsenz im vergangenen Jahr. Ich nahm mir vor, vierzehn Tage zuvor mit einer Dokumentation zu beginnen, welches Unternehmen einen mit der Formulierung „Black Friday“ am intensivsten medial belästigt. Für mich hatte ich hypothetisch die ersten drei Plätze bereits vergeben, an die Elektronik-, Möbel-, Sportartikelbranche. Der empirische Beweis hätte mich gereizt. Dabei ist ja wie bei Halloween nicht genau rekonstruierbar, seit wann sich „Black Friday“ heimlich aus Amerika nach „good old Europe“ importiert hat. Dort fällt der traditionelle Start ins Weihnachtsgeschäft auf den Freitag nach Thanksgiving, dieses wird bekanntlich am vierten Donnerstag im November gefeiert. Darum ist konkret heute in einer Woche ein „schwarzer Freitag“.

Angesichts des Lockdowns, so wie dieser in Österreich nun seit Dienstag gilt, ertönen die Werbefeldzüge gedämpft. Ich bin mir allerdings sicher, dass es sich nur noch um Tage, eher wohl um Stunden handeln wird, bis uns das skandierte „Black Friday“-Gebrüll im Radio und die dicken „Black Friday“-Lettern in Inseraten und Werbespots, egal ob im Fernsehen oder Internet, wieder einhämmern wollen, dass wir gefälligst konsumieren sollen. Von der Verkäuferseite her betrachtet, heißt dies: Umsatz machen. Wir lernten ja im Frühjahr, dass die finanzielle Kraft für viele Sparten des Handels so schwach ausgebildet sei, dass allein ein Monat Umsatzausfall existenzbedrohend wirken könne.

Schon zuvor baute die Wirtschaft ein gutes Jahrzehnt lang, konkret nach der Banken- und in Folge Finanzkrise, dominant auf privaten Konsum. Lockdowns lösen nun selbst diesen Sicherheitsgurt. Im stationären Handel fällt der „Black Friday“ aus, im Onlinehandel wird er schillern. Mögen Konsumenten zumindest die Aufmerksamkeit besitzen, nationalen Anbietern ihre Online-Einkaufslaune spüren zu lassen! Die großen globalen Player auf dieser Shopping-Welt machen ihr Geschäft ja ohnedies. Der Friday wird sich also möglicherweise „schwarz“ anfühlen, im Sinn von Trauer um den verlorengegangenen Start für den alljährlichen weihnachtlichen Shopping-Wahnsinn.

Dessen Start ist aufgeschoben auf irgendeinen Tag eins nach dem Lockdown, der im ungebremsten Ansturm aller, die dann knapp drei Wochen ihr Shopping entbehren mussten, anders „black“ in die Geschichte eingehen kann: „Black“ plus Wochentag in der Chronologie der laufenden Pandemie. Denn in seiner Folge wird die eben niedergehämmerte Infektionskurve zum Zeitpunkt ausgelöster Shopping-Run plus Inkubationszeit neue Spitzenwerte zeigen. Als hätte es keine Zeit der Entbehrung gegeben! Wenn es extrem schiefläuft, werden wir darum alsbald einen nächsten Lockdown brauchen. Silvester halte ich übrigens auch für ein sehr sensibles Datum mit enormer Einflusswahrscheinlichkeit aufs Infektionsgeschehen. Es sei denn, es gibt eine klug besonnene Gegensteuerung, in Achtung von Expertenwissen, vielleicht sogar einmal mit einem zumindest mittelfristigen Konzept. Massentests, Contact Tracing und die immer wieder neu beworbene und dadurch schon gar nicht besser werdende „Stopp Corona“-App (siehe dazu ihre Bewertungen!!)? Zuversicht stiften diese „Strategien“ nicht wirklich: Die zweit- und drittgenannte müssen in Österreich als gescheitert angesehen werden.

Foto: Pexels/Free Photo Library

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