Die Österreichische Post erkennt in schöner Regelmäßigkeit, dass das Briefgeschäft schrumpft. Ganz abstoßen kann sie es nicht, sie hat, obwohl privatisiert, einen gesetzlichen Auftrag dazu. Man schleppt es halt mit und, ja, es ist teuer. Darum sollen jene, die es (noch) nützen, denen etwas wirklich wichtig ist und die darum dann und wann gerne mal einen Brief, ein Billet oder noch eine echte Ansichtskarte aus dem Urlaubsort verschicken, mit einem neuen Porto-Modell gequält, ich korrigiere: herausgefordert werden.
Ein normaler Brief bis 20 Gramm kostet nun 80 statt bisher 68 Cent und die Post gibt für diesen Versand eine Zustellgarantie am nächsten Werktag. Irgendwie handelt es sich dabei um einen dubiosen Kaufvertrag, den man da abschließt, weil die Erfüllung der bezahlten Leistung so schlecht kontrolliert werden kann. Darf der Empfänger, wenn er erkennt, dass der Brief („Prio“ heißt dieses Versandmodell) zu spät zugestellt worden ist, dies dem Absender mitteilen? Und der klagt dann ein, dass die verkaufte Dienstleistung nicht erbracht worden ist?
Man kann nun auch „Eco“ senden, es kostet 70 Cent, und die Zustellung erfolgt zwei bis drei Tage nach Versand: das Modell für den Briefträger, der gerne mal ein bisschen bummelt. Dafür gibt es allerdings keine Briefmarken, sondern nur vorfrankierte bedruckte Kuverts, die ausschließlich in Postfilialen erhältlich sind. Wie viele gibt es davon noch? Wie altmodisch sind deren Öffnungszeiten (Mittagssperren)? Wie umständlich und kundenunfreundlich gestaltet sich der Service dort? Ich finde auch die Vorstellung nett, wenn Leute mit ihren Schreiben in die Filialen strömen und diese dann dort falten, Kuverts beschriften und zukleben. Vielleicht sollte man dies in Gestalt eines „flash mobs“ einfach mal ausprobieren.
Auch ein Modell Schneckenpost ist wählbar, es heißt „Eco Business“, Kostenpunkt: 65 Cent. Diese Briefe dürfen dann vier bis fünf Tage auf Reise sein. Logistische Verwirrung in den Verteilerzentren ist wohl angesagt, immerhin müssen bestimmte Briefe der Varianten „Eco“ bzw. „Eco business“ ja länger bleiben. Natürlich geht´s der Post um die Verlockung des Kunden, 80 Cent in den Transport seines Briefes zu investieren. Und damit streift man ab morgen Montag, wenn die Postfilialen und Postpartnerstellen wieder geöffnet haben, 18 Prozent mehr pro Sendung ein als noch zuletzt am Freitag.
Alles in allem handelt es sich um ein interessantes Geschäftsmodell, demzufolge man die eigenen betrieblichen Schwächen in ein Tarifmodell umwandelt, auf dass mit einem (weiterhin) schrumpfenden Geschäftsbereich die letzten getreuen Konsumenten halt noch kräftig ausgenommen werden sollen. Fazit: Bestimmte öffentliche Dienstleistungen sind niemals privatisierbar! Am Briefverkehr der Post statuiert sich diesbezüglich ein Exempel.
Apropos Nepp: das Einschreiben als eine Form von Garantie einer Zustellung und die damit verbundene Gebühr, ab sofort 2,30 Euro. In österreichischen Haushalten ist zu Tageszeiten, an denen der Zusteller versucht, das Einschreiben zu überbringen, sicher niemand zu Hause. Man bezahlt mit dem Aufschlag also nicht mehr als die Überbringung eines gelben Zettels, der dann signalisiert, man möge in der zuständigen Filiale zur Abholung vorstellig werden. Paradoxer Abcash-Wahnsinn! Bitte eine zeitgemäße digitalisierte Verständigungslösung, aber rasch!
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