Groß ist die Aufregung um einen Sprachleitfaden, den sich das österreichische Bundesheer zur Regulierung einer geschlechtergerechten Kommunikation gegeben hat. „Auf dem Index steht künftig jedwede männliche Form in zusammengesetzten Wörtern: Mannschaft, Mannesausrüstung und Mannstunde werden aus dem Soldatenwortschatz verbannt, es heißt nun Besatzung, Personenausrüstung und Personenstunde. Dasselbe gilt auch für die Pronomen man, jeder, jemand und niemand – sie sind generell zu vermeiden“ (Salzburger Nachrichten vom 17.10.2015, S. 2).
„man“: dieses aus dem Alt- und Mittelhochdeutschen stammende Wort, heute ein Indefinitpronomen (unbestimmtes Fürwort), stand ursprünglich für „jeder beliebige Mensch“, ohne eine Zuordnung des Geschlechts. Natürlich mag man (!) einwenden, dass der geschichtliche Verlauf dem Wort eine männliche Prägung gegeben hat. Natürlich gilt auch der Hinweis auf das englische „man“, das zuerst „Mann“, dann „Mensch“ bedeutet. Doch „man“ ist „man“ und meint jedwede Person, die ohne nähere Bestimmung eine Handlung setzt, noch dazu zumeist in verallgemeinerndem Sinn, etwa: „In Österreich geht man am Nationalfeiertag wandern.“ In Erinnerung gerufen sei zudem der Versuch, dem Indefinitpronomen „man“ ein weibliches Pendant („frau“) zur Seite zu stellen. In der gegenwärtigen Praxis von Sprache hat sich dies nicht durchgesetzt.
Gendergerechtes Sprechen bringt grundsätzlich die These ins Leben, dass Sprache Wirklichkeit abbildet. Die Fokussierung auf ein sprachliches Erfassen aller handelnden Geschlechter öffnet möglicherweise aber auch nur eine Fluchttür, um den eigentlichen Aufgaben von Gleichberechtigung zu entkommen. Dann wird Sprache zum falschen Legitimationsschild, zur isolierten Projektionsfläche des gesellschaftspolitischen Auftrags gleicher Chancen für alle, der im zweiten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts längst selbstverständlich sein sollte. Sollte … ja, ein Konjunktiv!
Im Übrigen bin ich nämlich der Meinung, dass es für eine politische Ebene, wie sie sich in Oberösterreich jetzt für die neue Legislaturperiode ausschließlich aus Männern zusammengesetzt präsentiert, nun so heißen muss: der oberösterreichische Landesregierung.
Kategorien:Soziales Handeln, Sprache
…erinnert mich irgendwie an die Feststellung im SSR HUM Wien: Wozu noch Gender Mainstreaming als Landesthema, ist bei uns doch eh schon längst implementiert…
Ich bin aber sehr wohl der Meinung, dass Sprache die Wirklichkeit abbildet bzw. umgekehrt Sprache Wirklichkeit/en herstellt – sogar dann, wenn sie selbstentlarvend nur political correctness als Motiv vorzuweisen hat…
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