Unser sonst immer gleich so aufgeregtes Jetzt hat es eigenartigerweise sehr gefasst wahrgenommen, ja, geradezu in stoischer Ruhe erduldet, dass am Freitag der vorvergangenen Woche Europa an einem Blackout vorbeigeschrammt ist.
Aus vorerst nicht näher geklärten Gründen fielen in Südosteuropa Kraftwerke aus. Mittlerweile weiß man, dass ein Stromausfall, möglicherweise in Folge einer zu heiß gewordenen Leitung, in Siebenbürgen (Rumänien) die Versorgungsfrequenz knapp nach 14 Uhr an diesem Freitagnachmittag gefährlich hat abfallen lassen. Hochsensible Maschinen schützten sich sogleich selbst und schalteten sich ab. Nur mit der Leistungssteigerung von Kraftwerken vor allem in Österreich konnte für das europäische Netz die notwendige Stromlieferung erbracht werden.
Ich bewundere die Kontrollmechanismen, ziehe den Hut vor jenen, die überwachen und auch die richtigen Entscheidungen im Notfall umsetzen: solides Krisenmanagement.
Die Gefahr eines Stromausfalls an sich, von Marc Elsberg 2012 in seinem Thriller „Blackout“ fiktiv durchgespielt, bleibt dennoch allgegenwärtig. Interessant fand ich in Folge, dass die Stromversorger damit argumentierten, dass nur durch angestammte Stromerzeugungstechnologien (Wasserkraft, Gaskraftwerke, genannt wurde auch Atomkraft) ein Push zurück zur notwendigen Leistungserbringung machbar war. Mit erneuerbaren Technologien wie Solar- oder Windkraft ist hier im Notfall (im Winter) nichts zu retten. Mit diesem Plädoyer fürs Wasser und fürs Gas (und auch für Atomkraft?) war der breite öffentliche Disput allerdings auch schon zu einem Ende gebracht. Dabei wäre es nun erst richtig interessant geworden, vor allem auch vor dem Hintergrund von Strombedarf, Risikomanagement, sauberen Ressourcen, Klimawandel.
Unsere Gesellschaft ging aber einfach zu ihrer Pandemie-Tagesordnung über, als wäre nichts sonderlich Bedeutendes passiert. Es zeigte sich am Freitagnachmittag des 8. Jänner 2021 nur eine weitere, ganz rasch gegebene Verletzbarkeit unseres Lebens im 21. Jahrhundert, wieder eine, die wir nicht in einem breiteren Bewusstsein haben, in unserer fragilen Gegenwart.
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