Raum & Architektur

Sound jeden Sommers: der Baustellen-Blues

Im Actionfilm „Stirb langsam – Jetzt erst recht“ fährt nach der Explosion unter der Wall Street eine ganze Karawane von Baufahrzeugen auf und es macht nur kurz den Eindruck, als ob seitens der Stadt New York der eben entstandene Schaden sofort behoben werden sollte. In der Filmhandlung ist das allerdings nur Schein, es geht ja um einen großen Goldraub.

Dafür erinnere ich mich immer sehr gern an diese Szene, sobald die Sommerferien angebrochen sind und es hierorts in Österreich den Eindruck macht, als ob Geschwader von Baufahrzeugen nur hinter der nächsten Ecke darauf gewartet hätten, bis sich ein Gutteil der heimischen Bevölkerung ins Auto gesetzt hat, um in den Urlaub aufzubrechen. Denn jetzt wird gebaut, was nur geht. Hunderte Meter von Fassaden verschwinden nahezu gleichzeitig hinter Gerüsten und den vor Staub schützenden Vorhängen. So haben sich etwa zentrale Teile der Linzer Flaniermeile Landstraße seit Wochen dergestalt verhüllt.

Jetzt ist auch die Zeit, hoch frequentierte Straßenabschnitte aus Sanierungsgründen für Tage still zu legen und das geringere Verkehrsaufkommen leichter denn sonst und dann im Jahr, wenn alle da sind, durch Umleitungen zu schleusen. Der Eifer ist kaum enden wollend und die Logistik dahinter ist ausgeklügelt, teilweise sogar so sehr, dass sich auf Wegalternativen zum gleichen Bestimmungsort vorsichtshalber zur gleichen Zeit das bauliche Maulwurfswesen breit macht.

Der Baustellensommer entfaltet sich in den Hitzewellen mit knatternden Pressluftbohrgeräuschen, rangierenden Lastkraftwägen, die Schutt weg- und Beton herzubringen und die sowohl das Piepsen des Reversierens als auch so manche kräftige Dieselwolken in die engeren Zonen ihres Wirkens senden. Ja, das hat was, wenn die Erholung jenes Schlafs, in den der Körper der Hitze trotzend irgendwann in den frühen Morgenstunden gekippt ist, mit dem Sound des Baustellen-Blues zu Ferienzeiten um 6:30 Uhr morgens beendet wird. Bei „Stirb langsam“ im dritten Sequel war es, wie geschrieben, nur die Tarnung für einen perfide geplanten Goldraub. Ein großes Geschäft für die gerne jammernde Bauwirtschaft bietet die Hochkonjunktur zu Ferienzeiten allemal!

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