Sport

Dribbeln nach Canossa

Westham meldete es ganz nüchtern, ohne Dank, ohne Bedauern. Marko Arnautovic, Österreichs internationales Aushängeschild, verlässt den britischen Club und geht nach China. Dort spielt er bei Shanghai SIPG in der höchsten chinesischen Fußballliga. Und verdient unmoralische Summen fürs Dribbeln. Kolportiert werden 220.000 Euro pro Woche.

Der heute 30-jährige Kicker, bekannt für markige Sprüche und sprachliche Bilder, die die Surrealität seiner selbst spiegeln – zuletzt etwa „Wir waren haushoch überlegen, es hätte acht- oder neunstellig ausgehen können“ nach dem 4:1 der österreichischen Nationalmannschaft gegen Nord-Mazedonien in der EM-Qualifikation – nimmt sich mit dem Gang nach China vorzeitig aus der Blütezeit seiner Fußballerkarriere.

Ein Vertrag in Ländern, in denen astronomische Summen für 90 Minuten Spieleinsatz bezahlt werden, ist so etwas wie der Gang nach Canossa in Angelegenheiten der zweitschönsten Nebensache der Welt. Wie geht es Marko A. mit Kultur, Sprache, Lebensweise in Shanghai? Seine Buße dabei fällt leicht, wenn man den schnöden Mammon derart anbetet und dieser einen zudem erhört. Verhalten wohlwollend äußerten sich darum Sportkommentatoren und auch der Teamchef zur nächsten Station des eigenwilligen 7er der Nationalmannschaft in seiner Profi-Karriere. Über ihrem Eingangstor blinzelt schon zart der Leuchtschriftzug des Fußball-Frühpensionisten. Schade.

Foto: Marko Arnautovic im freundschaftlichen Länderspiel gegen Brasilien am 10. Juni 2018 in Wien – Wikimedia Commons/Granada,  Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International

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