Sport

Sternschnuppenregen unter Wasser

Als der schon in der Wettkampfbesprechung vorgestellte Franzose, Mitglied seiner Nationalmannschaft, an mir am Ende meiner ersten Schleife (seiner zweiten) in Richtung seines Zielanschlags vorbeikraulte, dachte ich mir, von seinem Vortrieb her kommt er einem Boot gleich, das hier seinen Weg durch eine Reihe menschlicher Bojen sucht.

Wir schwimmen in der sogenannten See-Arena des Ottensteiner Stausees im Waldviertel, einem besonders schönen Fleckchen Österreichs. Die Kulisse ist Teil des Bewerbs und – ja, natürlich bekommt man davon etwas mit, auch wenn dieses Mal der Kampf dem Element gegolten hat. Nicht dem Wasser, sondern dem Wind: Kräftige Böen versetzen den Schwimmer auf seinem Weg in Richtung große orange Boje mit Vierbuchstabenaufdruck eines namhaften österreichischen Sportartikelproduzenten. Ich war noch nie so gerade in meinem Anvisieren. Die ausgelesenen GPS-Bewegungsdaten meiner Sportuhr zeigen allerdings ein durch Windkraft zittrig gemachtes Bild meines Kurses im Dreieck, wie es für die gewählte Wettkampfdistanz von swim-buddy Birgit und mir zweimal zu absolvieren war: 1500m durch ein olivgrünes Wasser mit geringer Sichtweite, jeder Kraulzug lässt Schwebstoffe unter einem durchflitzen, als gebe es beim Blick in die Tiefe einen Sternschnuppenregen.

Ausgangspunkt des Rennens, des „Backwaterman“ in seiner 14. Auflage, ist der Bootsbetrieb mit Restaurant bei Ottenstein. Die Bezeichnung des Bewerbs definiert sich durch die sieben Kilometer lange Durchquerung des Stausees (wer diesen Hauptbewerb gewinnt, ist „Backwaterman“), seit 2018 ergänzt um Jedermann-Bewerbe in der Bucht vor der Staumauer, wahlweise 750 Meter (eine Schleife) oder 1500 (zwei). Gestartet wird an einer imaginären Linie zwischen einem vorgelagerten Felsen und einer Felsnase am Ufer. Gegenüber wacht eine Burgruine über das Geschehen. Das macht den Raum interessant und hilft als Landschaftskino während des Atemholens bei der Orientierung. Da die Wassertemperatur deutlich über dem Schwellenwert (24,9 Grad) lag, bis zu dem Neoprenanzüge getragen werden dürfen, galt „Neo-Verbot“, was von einigen Teilnehmenden durchaus kritisiert wurde. Klar, mit dem auftriebunterstützenden Neopren ist es a) leichter und sind b) die Zeiten schneller. Der See hatte nicht nur die offiziell angeschriebenen 26 (!) Grad Wassertemperatur, sondern in den ufernahen seichteren Passagen gewiss mehr. In so warmem Wasser leistungsorientiert zu schwimmen, bringt die Herzfrequenz ganz schön hoch, selbst wenn nur Badehose oder -anzug zwischen Körper und Element liegen.

Wir haben uns gut geschlagen: sowohl Birgit als auch ich erreichten den 3. Platz in unseren jeweiligen Alterskategorien. Unsere nächste Wettkampfstation: 14. August, zwei Kilometer beim Vollmondschwimmen in der Neuen Donau Wien.

Bild: See-Arena Ottenstein, rechts der Felsen, vor dem gestartet wurde, links das Ponton als Ziel – nicht sichtbar: die 750 Meter gegen den Uhrzeigersinn zwischen diesen beiden Punkten

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