Design

Auf die Idee kommt es an

Da werden alte Aludosen zu Windlichtern, leere Whiskeyflaschen zu Nachttischlampen, Mundspachteln zu einem technisch-konstruktiven Spiel-Bauset für (kleine und große) Kinder. Es ist „Kunst- & Designmarkt“ in der Tabakfabrik Linz, seit wenigen Jahren Industriebrache im Wandel zu einem Ort für Kunst und Kreativwirtschaft in Oberösterreichs Landeshauptstadt. In der Lösehalle und der Étage Lumiěre tummeln sich jene, die beispielsweise im Bereich Textil ökologisch denken und darum fair gehandelte Rohprodukte in gediegenen Schnitten verarbeiten oder auch die, die aus Überbleibseln unserer Gesellschaft durch sinnfällige Ideen Nützliches zu gestalten wissen, Ohrgehänge aus verschiedensten Fruchtkernen etwa. Oder: Taschen aus Werbeplanen.

Taschen aus Werbeplanen: jede handgemacht, jede ein Unikat!

Taschen aus Werbeplanen: jede handgemacht, jede ein Unikat!

„Taschenvari@tion“ nennt sich der Ein-Mann-Hobby-Betrieb mit Sitz nahe Steyr, spezialisiert auf Umhänge-, Geldtaschen, Kleingeld- oder Plastikkartenboxen aus Gehäusen vormaliger Tonbandkassetten oder Ohrringständern aus Schallplatten, die kein Vinyl-Enthusiast mehr aufkauft. „Ich gehe bei Flohmärkten immer ganz spät hin“, erzählt Karl Fürstenberger, der Macher all dieser schönen Kleinodien, über die Beschaffung seiner Rohstoffe, dann also, wenn die Standler froh sind, wenn einer kommt, der dafür sorgt, dass die erlöslose Ware nicht mehr zurück nach Hause transportiert werden muss. Über Heißluft erwärmt knickt er die Platten, bohrt Löcher hinein, so entstehen die Ständer für Ohrschmuck. Für die ausgedienten Werbeplanen, die er in Handarbeit zu Taschen (jede ein Unikat!) verarbeitet, sitzt er bis zu drei Stunden an der Nähmaschine. Dafür hat die Tasche ein eigenes Handyfach mit Innenfutter, das bei Entnahme den Touchscreen des Smartphones automatisch reinigt, einen Karabiner, um den Schlüsselbund einzuhängen, Schlaufen für Stifte und ein Fach für Papiere, Rechnungen, Parkscheine. Als Träger, um sich die Tasche umhängen zu können, fungiert ein ehemaliger Sicherheitsgurt.

Zwei Tage lang präsentieren sich die Kreativen mit ihren Ideen Interessierten: Meine Eintrittskarte trägt die Nummer 831, ich habe sie am Samstagnachmittag kurz nach 14 Uhr gelöst, umgerechnet auf die Laufzeit des Markts (Beginn um 10 Uhr) spricht das für einen 200-Personen-Schnitt pro Stunde. Gut für die Kreativwirtschaftsszene, gut für die Designer, gut für ihr Geschäft!

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