Politik

Amerika, mach´ es besser!

Der Wunsch ist fromm, ich weiß. Zu viele unbestimmbare Faktoren spielen in die Wahl zum US-Präsidenten hinein, morgen Dienstag findet sie ihr Finale. Knapp soll das Ergebnis werden. Trump und Biden liegen Kopf an Kopf. Biden war in den Umfragen noch vorne. Niemand weiß, wie die Selbstinszenierung von Donald Trump nach seiner Corona-Infektion in die Masse wirkt. Mitleid ist ein fieses Wahlkampfmittel. Sie löst sich los von allen Fakten. In einem Video nach seinem Krankenhausaufenthalt verspricht der Amtsinhaber jeder Amerikanerin, jedem Amerikaner die gleiche Behandlung, die er bekommen hat. In der „heute show“, dem Satirenachrichtenmagazin im ZDF, lästerte man dann: Flug mit dem Helikopter ins Krankenhaus, persönlicher Ärztestab, tägliche Communiqués, noch nicht zugelassene pharmazeutische Superwaffen gegen das Virus.

Die Unsterblichkeitsattitüde, mit der sich Trump nach wenigen Tagen in die Wahlkampföffentlichkeit zurückgemeldet hatte, reihte sich als eine weitere Methode populistischen Kalküls in den Wahlkampf. Der Präsident hat COVID19 bezwungen, was will das Virus also? Dies passt zu all den anderen Brandbeschleunigern in der öffentlichen Meinung. Briefkästen ließ Trump abmontieren, um die Briefwahl zu behindern (unter dem Vorwand einer maroden Post, die sparen müsse). Er heizt jeden rassistischen Aufruhr an, ruft damit die weißen Nationalisten bis hin zu jenen im rechten und rechtsextremen politischen Spektrum auf den Plan und mobilisiert bürgerkriegähnliche Maßnahmen, wenn dann dubiose Gruppierungen vor Wahllokalen aufmarschieren, um für „law and order“ bei der Wahldurchführung zu sorgen.

Immer schon zeichnete sich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in seinen Wahlgängen durch die Besonderheit der Wahlmänner-Regelung aus, die es tatsächlich zulässt, dass nicht die Mehrheit der Stimmen für einen Sieg ausschlaggebend ist. Die Welt hätte vor Jahren Al Gore als amerikanischen Präsidenten haben können. Wir wissen, die Geschichte verlief anders. Ob Joe Biden, Obamas ehemaliger Vizepräsident, siegen kann, schlussendlich mit einem Programm, das im Gegensatz zu Trumps „Make America Great Again“ mit einem Rollback in die Obama-Zeit (weltpolitische Einstellung bis zum Gesundheitsprogramm Obamacare) punkten will, wird sich weisen.

Ich gebe hier einen pessimistisch-realistischen Tipp: Trump macht es für weitere vier Jahre. Das Amt POTUS (President of The United States) wird den Polterer eine zweite Amtszeit lang aushalten, die Welt auch. Freilich gilt es aufzupassen, was er mit den Diktatorenfreunden in China und Nordkorea oder den Populistenbrüdern in anderen Ländern an Plänen schmiedet. Der Weltgemeinschaft bleibt nur eine Gewissheit. Vier Jahre laufen ab, in dreimal 365 und einmal 366 Tagen.

Update am 7.11.2020/17:30 Uhr: Joe Biden gewinnt Pennsylvania und darum auch die Wahl zum Präsidenten. Wie schön, dass sich mein pessimistisch-realistischer Tipp nicht bewahrheitete!

Foto: Pexels/Free Photo Library

1 reply »

  1. Nicht die Vorstellung, Trump würde weitere vier Jahre im Amt bleiben, beunruhigt mich, sondern die Spaltung der US Gesellschaft.
    Ich befürchte eine Stürmung von Wahllokalen durch rechten Mob. Was zu einer Annullierung der Wahl führen könnte, mit der möglichen Folge, dass Trump diese nicht oder erst nach Entscheid durch den obersten Gerichtshof wiederholen lässt. Und wie der entscheidet, ist bei einem Machtverhältnis von 6:3 zu Gunsten von Trump klar.
    Und Putin hat’s vorgemacht: eine Verfassungsänderung mit der Option einer dritten Präsidentschaft. Ein wahres Horrorszenario also, da ist dann auch für Europa Feuer am Dach. All die Populisten werden die Oberhand gewinnen.
    Gute Nacht, Demokratie

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