Nach einer bestimmten Zeit lässt es sich nicht vermeiden und ich muss ins Möbelhaus (nein, nicht das schwedische!) und dort in die Abteilung für den Küchenzubehörbedarf. Verschiedene Behelfsmittel, vorzugsweise aus Holz, der Löffel, den ich am Herd schwinge, vor allem aber jenes flaches Stück mit Griff, das in Österreich auf den schönen Namen „Küchenfreund“ hört, mit dem alles, was in der Pfanne brät, gewendet werden kann (darum außerhalb von Österreich: „Pfannenwender“), sind in einen nicht mehr ansehnlichen Zustand geraten. Und dieser weist schon deutlich auf hygienische Bedenken hin. Dann ziehe ich also los, verbrauchtes Altes durch formschön aus natürlichem Material erzeugtes Neues zu ersetzen. Dieses Mal ging es neben der auszutauschenden Küchenfreundschaft vor allem um ein Schneidbrett und ein scharfes Allzweckmesser. Die Betonung liegt jedes Mal auf dem unbestimmten Artikel: ein Stück.
Als solches gibt es nichts von den drei begehrten Utensilien. Das Schneidholzbrett im gewünschten Format (in etwa DINA5) bietet man dem Konsumenten – als Vertreter einer sicher sechsköpfigen Großfamilie mit regelmäßig praktiziertem Familienleben in gleichzeitigen Schneidaktivitäten in der Küche – ausschließlich in einem kompakt in Cellulosehydrat verschweißten Sechs-Stück-Bretter-Paket an. Das eine Messer ist nur als Teil eines Blocks erhältlich, in den sie alle zu stecken sind (für den meine Küche ohnedies keinen Platz bietet, abgesehen vom Umstand einer Anwendungsbreite, die sich weit über meinen simpler Praxis verpflichteten Tagesbedarf erhebt). Das eine Messer würde nur mit vielen Verwandten aus seiner Familie in meinen Haushalt einziehen: mindestens mit einem Brot-, einem eigenen Fleisch-, einem separaten Gemüse-, einem Tranchier-, einem Schälmesser, und – nicht zu vergessen! – dem Wetzstab. Das alles selbstverständlich zu einem stolzen Preis: In Messer lässt sich bekanntlich ein Vermögen anlegen, wertbeständiger wahrscheinlich als in manche pandemiebedingt volatile Wertpapiere.
Der Küchenfreund löst sich auch nicht aus der Clique seiner hölzernen Kumpane Kochlöffel, Salatbesteck (zweiteilig), geschlitzter Pfannenwender, gelochter Kochlöffel.
Man muss also wegen des Bedarfs eines einzigen Geräts bzw. Bretts bzw. Messers ein ganzes Ensemble erwerben, das man durch Kauf aus der Lagerung im Warenbestand des Geschäfts ins eigene Lager übernimmt, bis zu jenem Tag, an dem die vielen nicht genützten Dinge den Haushalt verlassen. Soziologe Harald Welzer hielt dazu kühl fest:
Der Käufer (…) fungiert ja lediglich noch als Depot, um das Produkt für die Zeitspanne zwischen Produktion und Entsorgung zu lagern. Man könnte auch sagen: Nicht er konsumiert das Produkt, sondern das Produkt ihn: nämlich seine Zeit, die von ihm bezahlte Energie, die von ihm unterhaltene Infrastruktur. (Harald Welzer: Selbst denken. Eine Anleitung zum Widerstand, 8. Aufl., Frankfurt 2017, S. 82)
Diesem Zeit-, Energieraub und der Belastung meiner Infrastruktur will ich mich in meinem Haushalt natürlich entziehen. Leichter gesagt als getan: Die Projekte Austausch von einem Schneidbrett und einem Messer wurden notgedrungen aufgeschoben. Ich bin ernsthaft am Überlegen, für diese Erneuerungsprozesse Käuferinnen- und Käufer-Kollektive zu bilden (Interessierte dürfen sich gerne melden! Standortnähe wäre aus logistischen Gründen von Vorteil). Die dringlichste Erneuerung brachte den Einzug vom neuen Küchenfreund samt Kumpels mit sich. Braucht vielleicht irgendwer ein zweiteiliges Salatbesteck und einen gelochten Kochlöffel aus Holz? Ich würde die bei mir nun neuerdings sesshafte Küchenhelfer-Set-WG gern auf die Hälfte reduzieren.
Kategorien:Essen & Trinken, Soziales Handeln
Lieber Peter, Leiner Steyr hat für Männer, die sich in der Haushaltsabteilung verlieren, eine besondere Schwäche und ein tolles Angebot. Ich wurde gut beraten und begleitet. Die Damen brachten mir, nett plaudernd, alle ausgewählten Einzelstücke zur Kasse, wo ich dann sogar noch 10% bekam. In Linz habe ich bei Fa Redl in der Arkade beste Erfahrungen gemacht. Liebe Grüße Manfred
Vom iPhone gesendet Mag.Manfred Derflinger m.derflinger@eduhi.at
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Lieber Manfred! Da war das Glück der individuellen Betreuung ganz auf deiner Seite. Bei mir verhielt es sich gegenteilig, weit und breit zeigte sich nicht eine einzige Kundenberaterin (wir waren da übrigens im gleichen Geschäft). Rabatte erhielt ich auch. Und zwar kräftige! Mehr dazu im blog-post der nächsten Woche. Liebe Grüße, Peter
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