Politik

Beste Freunde

Es geht doch nichts über eine richtige Männerfreundschaft. Gianni steht besonders auf solche zu Kumpels, die so ähnlich ticken wie er selbst. Also: Steht einer riesigen Organisation vor, die grundsätzlich demokratisch tut. Aber wenn es wirklich darauf ankommt, dann sagt der Chef (Giannis Freund), wo und wie es lang geht.

Gianni bleibt sich im Anforderungsprofil an seinen jeweils besten Freund ziemlich treu, alle vier Jahre, 2018 in Russland, 2022 in Katar. Für 2026 hat er mit Donald nun seine Freundschaft besiegelt, die anderen zwei (Kanada, Mexiko), egal. Durften irgendwie danebenstehen (wörtlich wie übertragen). Aber dem Donald, dem hat er sein Freundschaftsband um den Hals gelegt, mit einer Medaille dran, dazu ein riesiger Pokal, ein Friedenspreis, weil ihm ja, so frech, der Friedensnobelpreis nicht zugesprochen worden ist, dem friedliebenden Donald. Am FIFA-Friedenspreis vergreifen sich Hände an der Weltkugel, im Gegenteil zu jenen, die sie im Triumph mit Körperspannung hochhalten, wie in der eigentlichen Trophäe für den Fußballweltmeister. Sinnfälliger hätte der „Friedenspreis“ seine Wahrheit nicht verdeutlichen können. Da vergreifen sich zwei an der Welt, der Schenker, der Beschenkte.

Natürlich hat das Internet in all seinen Foren nach der andienenden Inszenierung des Herrn Infantino an Mister Trump vom 5. Dezember 2025 kräftig gebrummt und Häme verbreitet. In den Zeitungen der Welt suchte man nach Sprache, mit der man den Druck des Fremdschämens aller ablassen konnte. Leute haben herausgestoppt, dass es 87 Minuten gedauert hat, bis ein erstes Zettelchen mit einem Land aus einem Topf gezogen worden ist und somit das zentrale Ereignis der Veranstaltung, Logistik der Endrunde definieren, begonnen hat.

Ich sah es nicht live, war parallel (glücklicherweise) im Theater. Danach schlug die mediale Empörungswelle auch an meinen Endgeräten (Smartphone, Laptop) an.

Humor hilft, Fassungslosigkeit zu bewältigen. Am meisten lachte ich über die Reaktion der Redaktion von „Der Postillon“, Satire aus Deutschland im Web. Sie meldeten, der „VAR“ (Video Assistance Referee, weiterhin umstrittenes Hilfsmittel für Schiedsrichterentscheidungen am Fußballfeldrand) habe den Friedenspreis für den amerikanischen Präsidenten wieder aberkannt. Der Preis passe nicht zu dem von ihm befehligten Aufmarsch von Militär in Städten, zu grundlosen Verhaftungen migrantischer Mitbürgerinnen und Mitbürger, zu Annexionsdrohungen gegen Panama und Grönland und zur fast schon erfolgten Kriegserklärung gegen Venezuela.

Ist das noch Satire? Nur in der Erzählung mit dem VAR, alles andere ist die wirkliche Wirklichkeit eines autoritären Möchtegern-Königs der Vereinigten Staaten, der sich vom Fußballkönig Infantino huldigen ließ. Vor einem (wie viele sahen zu?) Millionenpublikum, das um seine Lebenszeit betrogen worden war, weil es dieser Freundschaftsinszenierung zuschauen musste, in Erwartung dessen, weswegen sie eigentlich dabei waren, der Auslosung.

Wenn allein schon diese Show als Machtdemonstration missbraucht wird, wissen wir, was die mit 48 teilnehmenden Fußballmannschaften aufgeblasene Weltmeisterschaft für uns bereithalten wird. Ein schlechtes Omen also, darin Spiegel der weltpolitischen Situation am Ende dieses Jahres 2025.  Die nach der Weltkugel gierenden Hände alter weißer, in Sachen Macht unersättlicher Männer werden uns 2026 weiterhin genug Sorgen bereiten.

Nicht der erbaulichste Schlusssatz für die Blog-Saison 2025, ich weiß. Noch mein Hinweis: Der nächste blog-post erscheint nach der Weihnachtspause am 4.1.2026.

Foto: Pexels/Free Photo Library

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