Literatur

Kafkaesk – was sonst!

So wird meine Freizeit in den nächsten Tagen, denn es geht auf den 100. Todestag von Franz Kafka (3. Juni) zu. Das verspricht einerseits Zunahme von hoffentlich guter wie interessanter Berichterstattung in vielen Medien. Im Österreichischen Rundfunk (ORF) wurden wir „Kafka“-Fans schon zu Beginn der Karwoche mit dem schönen Bio-Pic als Mini-Serie in sechs Teilen von David Schalko (Regie) und Daniel Kehlmann (Drehbuch) beschenkt. Ich empfehle (zumindest) insbesondere Teil fünf, „Milena“, weitgehend reduziert auf einen Dialog zwischen Kafka (Joel Basman) und Milena (Liv Lisa Fries) bei einem Spaziergang durch den Wienerwald, ganz einfach, so klar, darin tiefgehend.

Andererseits greift man anlassbezogen natürlich ins eigene Buch- und DVD-Regal und weiß sich in Lektüre zu vertiefen. Schon vor längerer Zeit musste ein vollkommen zerfleddertes Taschenbuch seiner „Sämtlichen Erzählungen“ weichen. Noch aus Studientagen stammend zeigte es im aufs Engste genutzten Seitenspiegel (die Fischer-Taschenbücher der achtziger Jahre! #notspons) fürs fortgeschrittene Alter meiner lesenden Augen auch sonst schon Bemühungen auf. Man kann es sich leichter machen. Meine Herzallerliebste tat es mit einem Fund (im Beitragsbild rechts!) im Antiquariat. „Ich habe ein Geschenk für dich! Schau nicht auf das Vorsatzpapier, ich habe den Preis noch nicht herausradiert.“ Ein Verbot, das man sofort ignoriert: Der Bleistiftstrich darin bestand aus zwei untereinander gesetzten Halbkreisen, jeweils nach links geöffnet, der obere berührt den unteren. Was für ein Geschenk – im vielfachen, auch im finanziellen Sinn!

Die neu überarbeitete Biografie von Peter-André Alt gehört zu den großen Standardwerken in der sehr breiten literaturwissenschaftlichen Forschung über Kafka. Und Steven Soderberghs Film, bei Erscheinen schon im Kino gesehen, konnte ich mir erst vor gut einem Jahr auf DVD sichern – zu einem stolzen Preis: Er gehört also schon zu jenen Raritäten, die in ebenso mehrfachem Sinn Kostbarkeiten werden.

Kafkaesk erweist sich ja die weithin übliche Erinnerungsarbeit, landläufig wie auch in Fachkreisen rundum Literatur, von purer Freundschaft zum Lesen bis zur wissenschaftlich akribischen Beforschung. Runde Jahressummen nach Daten intensivieren den Aufmerksamkeitsimpuls, Geburt und/oder Tod, so wird es Kult, so ist es Kult, in Zehner- oder Hunderterschritten danach.

Beide Anlässe sind für das literarische Werk von noch oder doch deutlich untergeordneter Bedeutung: Eintritt in das, Austritt aus dem Leben. Was haben wir vom ersten Schrei, was vom letzten Atemzug? Franz Kafka tat diesen am 3. Juni 1924 in Kierling bei Klosterneuburg, im 41. Lebensjahr erlöst von schwerer Krankheit.

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