Am Freitag, 18. August 2023, kehrte etwas in die Meldungslage der globalen Welt zurück, und zwar am Schauplatz Schweden. Wochen zuvor schien es nach Dänemark abgewandert zu sein. Unter Nutzung des Grundrechts auf Versammlung trafen sich neuerlich Aktivisten in Stockholm, um wie schon im Frühjahr immer wieder, zumeist in der Nähe von Botschaften muslimisch geprägter Länder, in angemeldeten Versammlungen zumindest Seiten aus dem Koran, wenn nicht sogar ganze Buchausgaben zu verbrennen.
Im Mittelpunkt steht dabei ein 37 Jahre alter, aus dem Irak stammender Mann, der schon einige Jahre in Schweden lebt und dessen Motivation zu diesen Handlungen bis dato nicht klar wird. Schändung religiöser Schriften ist eine schreckliche, verwerfliche Provokation. Sie führte schon früher in diesem Sommer zu heftigen Reaktionen, wie zum Beispiel in Bagdad, wo der durch diese fürchterliche Tat aufgehetzte Mob die schwedische Botschaft überfiel. Es folgte diplomatisches Geplänkel. Der Staat Schweden hielt den irakischen Sicherheitsbehörden vor, nicht für den Schutz der Botschaftsangehörigen gesorgt zu haben, die Sicherheitskräfte seien einfach nur dabeigestanden und hätten zugeschaut.
Aus dogmatischen muslimischen Kreisen kamen nicht nur Aufrufe zur Rache, was für das Reiseziel Schweden bereits Ende Mai 2023 eine Sicherheitswarnung ausgelöst hat. Der jüngste Vorfall führte nun, da die Betroffenheit nach neuerlichen Koranverbrennungen natürlich die Spirale der Eskalation hinauffährt, zur Auslösung der zweithöchsten Warnstufe: Man befürchtet terroristische Anschläge auf schwedische Einrichtungen.
Mittendrin in dieser Serie von Koranschändungen kam aus muslimischen Staaten, vollkommen zu verstehen, an die Europäische Union und hier ihre nun insbesondere betroffenen Mitgliedsstaaten Dänemark und Schweden die Aufforderung zu prüfen, inwiefern im demokratischen Konzept die Versammlungsfreiheit zuzulassen sei, wenn diese in Folge zum Bruch anderer Gesetze missbraucht wird. In Schweden hat die Regierung an besagtem Freitag nun eine Direktive zur Untersuchung des Ordnungsrechts beschlossen. „Dabei soll (…) geprüft werden, welchen Spielraum das schwedische Grundgesetz bietet, um die Sicherheit des Landes bei der Prüfung von öffentlichen Veranstaltungen durch die Polizei zu berücksichtigen“, meldete derstandard.at.
Wir beobachten zunehmend, wie auf dem Spielfeld der Demokratie ihre im Lauf der Geschichte errungenen wertvollen Freiheiten von einzelnen missbraucht werden – mit nicht gering einzuschätzenden Auswirkungen auf die allgemeine Sicherheitssituation. In Zeiten der schnellen ungefilterten Nachrichten durchs Internet schlägt hier der Kolibri nur einmal mit den Flügeln, um anderswo den Sturm der Entrüstung wehen zu lassen. Es geht mit diesen Provokationen und ihrer Bearbeitung in Folge möglicherweise auch darum, das Gebäude der Demokratie um- und zurückzubauen. Das kann niemand ernsthaft wollen. Auch in Schweden ist man sich mit der aktuellen Direktive dessen bewusst und verwies in ihrer Ankündigung zugleich auf die Wichtigkeit des Erhaltens von Meinungsfreiheit, auch wenn diese rüde Zeichen der Kommunikation wählt.
Dennoch zeigen die Anlässe in Skandinavien, dass die Demokratie hier Feuer am Dach hat. Insofern gilt das Einschreiten einer Frau bei der Versammlung am 18. August 2023 in Stockholm als beherzt. Denn sie umhüllte mit ihrem Feuerlöscher den Aktivisten und sein hässliches Zündeln, vermutlich an einem Koran, mit weißem Löschpulver. Eine symbolische Tat für die Demokratie! Ihrem geltenden Regelwerk folgend wurde die Frau selbst allerdings nach ihrer Intervention wegen „Störung der öffentlichen Ordnung“ festgenommen.
Foto: Openverse/Free Photo Library

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