Ökologie

Endlich kommt es

In einem Monat findet Österreichs Abfallwirtschaft zu einem Durchbruch. Dieser zeigte sich wörtlich und baulich bereits an Filialen großer Lebensmittelhandelsketten, die ich nutze. In diesen Filialen wurden nicht nur neue Automaten zur Rücknahme nicht allein von Glasgebinden mit Pfand, sondern ab 1. Jänner 2025 auch von geschlossenen Getränkeverpackungen aus Plastik und Metall (0,1 bis 3 Liter Fassungsvermögen) errichtet. In einem der auch architektonisch schönsten Lebensmittelmärkte in Linz (Oberösterreich), im Süden der Stadt, riss man brutal ins Halbrund der Fassade einen neuen Zugang zu einer eigenen Rückgabestelle. Anscheinend braucht es dafür, was mit Jahreswechsel endlich kommt, gravierend andere Lenkungen von Kundenwegen, um all das, was hinter den automatisierten Abgabestellen bereitgehalten werden muss, zu schaffen, Stauraum nämlich.

Nicht nur dass Frau Österreicherin oder Herr Österreicher nun ins Gebinde aus PET oder Aluminium 25 Cent pro Stück investiert, welche nach Rückgabe gutgeschrieben und einlösbar gemacht werden müssen, die größte Herausforderung liegt im Umlernen. Uns hat man jahrelang gepredigt, in die einschlägigen Entsorgungsbehältnisse, vulgo „gelbe Tonne“ oder „gelber Sack“, nicht ummäntelte Luft einzuwerfen oder zu verpacken. Wir quetschten also PET-Flaschen und Alu-Dosen zusammen, um Volumen zu sparen.

Das dürfen wir fortan nicht mehr tun. Nur die unversehrte leere Flasche, die auch ihr Etikett behalten muss, oder Dose, mit einem Code ausgestattet, der sie als pfandpflichtig erkennbar macht, bringt Geld zurück. Wer meinen würde, durch gutes Horten schon in diesen Monaten zuvor Plastik oder Aluminium zum Gold von ein paar Euro-Einnahmen machen zu können, irrt: Was Erzeuger vor 1. April 2025 abfüllen und zum Verkauf bringen, kann auch noch in der Flasche oder Dose „alt“ (ohne pfandsignalisierendes Logo) zum Konsumenten kommen. Erst danach wird es spannend und nach einem ganzen Jahr 2025 wird es richtig ernst: Da soll unser Umlernprozess abgeschlossen sein und das System florieren. Auf schlussendlich 90 Prozent Rohstoff-Rücklauf will man es bringen.

In Deutschland praktiziert man das Pfandsystem für PET-Flasche und Alu-Getränkedose seit 2003, Einweggebinde in der Fachsprache, auch bei unseren Nachbarn gelten hier 25 Cent als Pfand. Übrigens: In anderen Ländern gekaufte Gebinde erkennt das österreichische System nicht, so viel Europa ist im System (noch) nicht drin. In Schweden, in den vergangenen zwei Urlauben selbst erprobt, ist die PET-Flasche mit zwei schwedischen Kronen (in etwa 17 Cent) Pfand belastet und die Dose mit nur einer Krone (9 Cent). Sehr schön finde ich die Idee an den Rückgabeautomaten der schwedischen Lebensmittelhandelsketten (zwei große!), dass man auch eine Taste drücken kann und die Pfandbeträge nicht für die Gegenrechnung boniert, sondern karitativ gewidmet werden. Und was ich mir für Österreich auch wünsche, sind „Rückgabesysteme“ im öffentlichen Raum, so wie dies einige deutsche Städte eingeführt haben: Architektonisch fein gestaltete Strukturen im öffentlichen Raum, die Leergut aufnehmen können; bedürftigen Menschen steht zu, dies auszuräumen und für sich zu Geld zu machen.

Foto: Openverse/Free Photo Library

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