Am vergangenen Wochenende stolperte ich in Facebook über eine Karikatur. Sie zeigte Vater und Sohn, die ihre Blicke in den Himmel gerichtet hatten, Flugzeuge zogen da dicht nebeneinander dahin. Im Schwarz-Weiß dieser Szene wurden die zurückgelegten Strecken der Jets zur schwarzen Fläche. „Was ist das?“, fragte der Sohn per Sprechblase den Vater. Der: „Das sind die Privatflugzeuge der Regierungschefs auf dem Weg zur Klimakonferenz, wo sie beschließen wollen, uns das Autofahren zu verbieten.“
Ohne nun genau auf den Aspekt des Abwägens in der väterlichen Antwort eingehen zu wollen, bringt das gezeichnete Statement das Paradoxon der jährlich vom Beginn des Advents an wiederkehrenden UN-Klimakonferenzen deutlich heraus: Man trifft sich, heuer reisen 70000 bis 80000 Menschen an, anberaumt und offiziell zuerst für dreizehn Tage, mit obligatorischer Verlängerung um ein paar Tage, um zu irgendeinem Abschlusspapier zu kommen, im Sinn von „Konsens“. Der ist meist sehr mickrig, mit freiem Auge nicht, selbst mit Lupe kaum wahrnehmbar. Ein Check der Ergebnisse aus 2022 (damals Ort der Durchführung: Sharm El Sheikh in Ägypten) mit dem, was nun sein kann oder wird, beweist das Treten auf der Stelle.
Delikat ist in Dubai, wo die Welt in diesem Dezember in Sachen Klima zusammenkommt, dass der Schauplatz an sich ja ein Bilderbuchbeispiel abgibt, wie Klimaschutz nicht gelingen kann. Die Energie, die die Stadt aufbringt, für Wasseraufbereitung, Beleuchtung, Lifestyle, Unterhaltung, ist enorm. Dort hat man sie, und es ist ihnen herzlich egal, was andere darüber denken. Das Geld sprudelt aus dem Verkauf fossiler Energieträger. Als Konferenzpräsident setzte man einen Scheich aus dem staatlichen Ölkonzern ein. Er rüttelte dann auch gleich einmal am wissenschaftlichen Grundverständnis, dass ein Ausstieg aus bzw. eine drastische Reduktion von fossilen Energien enorm wichtig ist, um das Ziel, die Erderwärmung (noch irgendwie) einzugrenzen, überhaupt erreichen zu können. Der konfrontative Moment, dass COP 28 („Conference of the Parties“) just in Dubai stattfindet, ist vielleicht das einzig wirklich spannende Moment am Ganzen. Aber dieser Show-Effekt weist halt eine schreckliche CO2-Bilanz für eine Großveranstaltung auf und muss schon die Frage stellen lassen, ob der kontinuierlich niedrige Ertrag der Zusammenkunft eine solche auch noch irgendwie rechtfertigt. Braucht es wirklich diese Konferenz? Alle Jahre wieder? Was wären produktivere und vor allem klimaschonende Alternativen? Zu Pandemiezeiten war der Weltklimagipfel schon einmal virtuell durchgeführt worden.
Die Tendenz geht aber weiterhin zu enormen Massenreisebewegungen. Für November 2024 (COP 29) hält das Netz noch nicht offiziell einen Durchführungsort bereit. Die Google-Suche wirft aber gleich einmal Australien aus. Auch Bulgarien hat sich ums hosting beworben.
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