Das gibt es. Noch. In der Herrenstraße in Linz, gut hundert Meter südlich des Neuen Doms, zeigt sich im Fassadenlauf plötzlich eine Lücke. In ihr sprießt das Grün. So wie es wachsen möchte. Ohne Domestizierung durch Menschenhand. Ein Stück freier Natur. Belassen, wie sie ist. Ein Lebensraum für Insekten, Kleintiere, Vögel mitten im erweiterten Stadtkern.
Darüber hinaus gibt die auf wenige Meter offene Linie der Gebäude den Blick auf den Innenhof frei. Die oberösterreichische Landeshauptstadt bietet in ihrem Zentrum prachtvolle Innenhöfe. Zumeist offenbart nur ein Blick von oben diese grünen „Lungenbläschen“ der Stadt. Man kann sie sich erschließen, wenn man die Ausstellung „Höhenrausch“ auf den Dächern des Offenen Kulturhauses (OK) sowie des benachbarten Parkhauses und Shopping-Centers besucht. Leider hat vor wenigen Jahren die Tilgung einer Baulücke zwischen Karmeliterkirche und der benachbarten Atrium-Passage den Einblick in einen mittelalterlichen Klostergarten genommen. Zuvor konnte man vom OK-Dach aus Mönche beim Flanieren und Meditieren beobachten.
Wer weiß, wie lange sich noch die Natur auf den Parzellen in der Herrenstraße ungehindert jenen Platz nehmen darf, von dem Stahl und Beton sie verdrängen? Zum Gehsteig hin grenzt ein Bauzaun (das Foto spart diesen bewusst aus!) das Grundstück ab: der Zaun ist Zeichen von Zugriff in absehbarer Zeit.
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