Das Alter bringt mit sich, dass es Spuren des Lebens in den Körper zeichnet. Manche bleiben dabei diskret unsichtbar, das ist sehr, sehr freundlich von der Natur, den Mitmenschen gegenüber und erst recht in Reflexion von sich selbst.
Andere können sich aber nicht zurückhalten und drängen sich in den allervordersten Grund unserer so wichtigen non-verbalen Kommunikation, in die Mimik, ins Gesicht.
Da bin ich, ich gestehe dies gern, von jenen kleinen Falten begeistert, die uns von den Augenwinkeln nach außen eine Art Permanent-Make-Up von Lebenserfahrung geben, als Bruchteil eines Sterns, wenn man es so sehen und interpretieren mag. Denn die landläufige Bezeichnung Krähenfüße dafür passt vielleicht für die nüchterne Klarheit dieses Abdrucks in unserer Hautstruktur. Im Sprachbild liegt allerdings eine Handlung, die nicht zum sensiblen Ort am Sinnesorgan Auge passt. Wer will sich da schon von einer Krähe getreten haben lassen?
Mann hält sich also darauf etwas und umso ernüchternder, erschreckender, entsetzter war der Moment, als mein Spiegelbild auf der linken Wange erstmals den zeichnerischen Ansatz einer Art Blitzschlag von Alter erscheinen ließ und in weiterer Folge wohl wachsen sehen lassen wird. Wie ein, kaum traue ich mich das schreckliche Wort zu setzen – Schmiss! – geht hier eine Furche der Reife durch mein Gesicht auf. Warum diese Zeichnung! Gerade mir!! Der ich eine Sammlung aller Universen von Weltanschauung entfernt bin von jenen, die sich ungeschützt unter scharfen im Gefecht gekreuzten Klingen ihren Mannesmut ins Gesicht kratzen lassen und einen glückenden Heilungsprozess in Folge zu unterbinden wissen, nur damit ihnen diese seltsame Selbstinszenierung als Held ins Gesicht geschrieben bleibt…
Genau so einen Strich zeichnet mir die Natur nun auf die linke (wenigstens das!) Wange ins Gesicht. Das trifft Mann natürlich auch in seiner Eitelkeit. Im täglichen Geplänkel über die Spuren und Leiden, die man Jahr für Jahr subjektiv empfunden immer schneller sammelt, vertraute ich das durch Blick in den Spiegel frühe Outing meines Faltenschicksals der Herzallerliebsten an.
Frauen wissen mit Männer-Leid hier in schonungsloser Oberflächlichkeit umzugehen. Es ist in keinem Bruchteil einer Sekunde messbar, wie lange, richtiger – kurz – sie mit einem Blick prüfte, bevor lebensweise ihr besänftigender, zugleich ermutigender und herrlich einfacher Rat zur Prävention vor einem tiefer werdenden Hautgraben erging: „Lach´ doch einfach mehr!“.
Foto: Selfie (Ausschnitt) vom 17.2.2025 mit einer sehr verdächtigen Spur des Alterns auf linker Wange
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