Im Sommer 2014 gingen wir alle ins Kino, weil in einem französischen Film das schier Unmögliche eingelöst wurde: Fremdenhass und Rassismus kamen in „Monsieur Claude und seine Töchter“ als Komödie verpackt daher. Notar Claude Verneuil (Christian Clavier) und seine Gattin Marie (Chantal Lauby) erdulden, wie sich drei ihrer vier Töchter einem Juden, einem Araber und einem Chinesen verehelichen. Die vierte trägt fortan die Hoffnung, eine Ehe standesgemäßer Erwartung zu schließen, also mit einem Franzosen, einem Katholiken. Es geht ja auch in diese Richtung. Der vierte Schwiegersohn entspräche vollkommen, hätte das Fräulein Tochter nicht bei der Vorinformation ihrer Eltern noch rasch die Kurve genommen, dass er sch…, Schauspieler sei. Die erste Begegnung im Restaurant ist darum ein Meisterstück dessen, was Schauspieler mit Mimik auszudrücken verstehen. Die Pointe liegt bei Charles von der Elfenbeinküste, wenn er seiner Zukünftigen bezüglich der Schwiegereltern in spe zuflüstert: „Du hast mir nicht gesagt, dass sie weiß sind!“
Überhaupt trägt, auch beim Wiedersehen auf dem Fernsehbildschirm (ORF1 am 3.6.2016), die famose Besetzung bis in die kleinste Nebenrolle (Priester, Psychologe, chinesischer Restaurantbesitzer) den Film. Nach „Ziemlich beste Freunde“ (2011) war „Monsieur Claude und seine Töchter“ der zweite Straßenfeger einer französischen Filmproduktion, die sozialkritisch sensible Themen mit dem Mittel des Humors breitenwirksam diskutieren möchte. Weitere Versuche (z.B. „Nur eine Stunde Ruhe!“) folgten, wenngleich mit eingeschränkterem Wirkungsradius.